MFG - Paniert's mi
Paniert's mi


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Paniert's mi

Text Johannes Reichl
Ausgabe 05/2006
Der Schock sitzt tief: Das Wiener Schnitzel, Stolz und Aushängeschild der österreichischen Küche, ist nach einer neuesten Umfrage unter 1.200 Personen nicht mehr die Nummer 1 am heimischen Küchentisch! Das scheint - gelinde ausgedrückt - wenn schon nicht das Ende des Abendlandes, so zumindest jenes der Insel der Seligen einzuläuten. Das Schlimmste: nicht etwa österreichische Alternativen wie Buchteln oder Schweinsbraten (okay, braucht ja keiner wissen, dass unsereiner das wieder von den Böhmen bzw. den Bayern gefladert hat), nein - die Pasta, also Nudeln, werden nun von den Österreichern als Leibspeise bezeichnet. „Ha do hommas. De Italiener!“, werden einige ewiggestrige, dumme Nationalisten daherfaseln und sich kopfschüttelnd eine Spagetthi um die Gabel wickeln. Dass - frei nach Käptn Iglos „gib mir all dein Gold“ – das panierte Schnitzerl, dieses Heiligtum und Identitätsvehikel der österreichischen Nation, in Wahrheit von unserm südlichen Nachbarn stammt, wird nach 200 jähriger Verfeinerung in österreichischen Pfannen gern verschwiegen. Stellt sich freilich die Frage, warum wir das Schnitzerl nicht mehr so lieb haben? Die Antwort liegt - so hat die Umfrage zu Tage gefördert - zum einen ganz einfach am heutigen Lifestyle. Zwar ist die Küche ohne jeden Zweifel beliebtester Aufenthaltsort bei Partys, wo sich die illustre Gesellschaft - und mag das heimische Domizil noch so groß - wie die Ölsardinen zusammenkuschelt, als Ort der klappernden Kochtöpfe scheint sie aber ausgedient zu haben. Wer stellt sich schon gern hin, klopft im Schweiße seines Angesichts Schnitzerl, paniert sie mühsamst nach allen Regeln der Kunst und riskiert zuletzt beim Herausbacken Verbrennungen dritten Grades. Glück im Unglück, dass in Österreich – wohl ein Spezifikum – tatsächlich Schnitzel-Fast-Food-Ketten Abhilfe schaffen. Zwar gibt es auch in den USA eine Fast Food Kette namens – man höre und staune - „Wienerschnitzel“, nur berühmt sind die Freunde für ihre „Hot Dogs!“ Ein Wiener Schnitzel hingegen konnte dort laut Augenzeugenberichten noch nie gesichtet werden. Die Amis sind und bleiben halt Kulturbanausen! Man stelle sich vor, dort gäbe es Vergleichbares wie die PISA-Studie. Dann wären selbst die Österreicher aus dem Schneider! Ein anderer triftiger Grund, welchen Frau und Herr Österreicher immer öfter gegen das unschuldige (?) Schnitzerl vorbringen: Das Panierte sei viel zu fett und ungesund! Fragt sich natürlich, ob da Pasta die angemessene Alternative darstellt oder, weil auch das massiv im Vormarsch ist, Fast Food zwischen Burger und Donut. Genau diesen Fragen geht MFG nun auf den Grund und wandelt unter dem Motto „Paniert‘s mi!“ auf den Spuren von Morgan Spurlock‘s Film „Supersize Me“. Während Spurlock 30 Tage lang nur Maci-Futter aß, verzehrt Filmemacher und MFG Fotograf Hermann Rauschmayr seit 10. Mai drei Mal am Tag Schnitzel - und das noch bis 10. Juni! Ob‘s im besser als seinem US-Kollegen geht, und wie sich die „Schnitzeljagd“ auf Körper, Geist und Seele auswirkt - man darf gespannt sein! Bleibt zuletzt noch ein patriotischer Background für die Aktion. Frei nach dem Motto „Rettet das Wiener“ wollen wir unseren Beitrag zur Erhaltung dieses österreichischen Kulturgutes leisten und mit der Aktion das Augenmerk auf die ehemalige kulinarische Nr. 1 lenken. Na dann, Mahlzeit!